Tschüß, Walter!

NNN | 26. November 2007 | von Nadine Schuldt

Er ist der berühmteste Sohn Rostocks - am 5. Oktober 2007 starb der Autor von "Tadellöser & Wolff", Walter Kempowski. Zu einer Gedenkfeier in der Marienkirche kamen gestern hunderte Menschen.

ROSTOCK - Es ist ein kalter Tag, doch fast alle Plätze in der Marienkirche sind besetzt. Ruhig und aufmerksam hören hunderte Rostocker den verschiedenen Rednern auf der Gedenkfeier zu Ehren Walter Kempowskis zu. "So ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen", eröffnet Pastor Tilman Jeremias die Veranstaltung.

Marienkirche im Werk erwähnt
Das Bibelwort von dem Propheten Jeremia habe Walter Kempowski dem Werk "Aus großer Zeit", dem zweiten Band seiner deutschen Chronik, vorangestellt, wie Pastor Jeremias erläutert. In knappen Worten sagt er, was im weiteren Verlauf von den anderen Rednern ebenso herausgestellt wird: Dass Walter Kempowski durch seine Werke unvergessen bleibt.

Jeremias wie auch Oberbürgermeister Roland Methling weisen zudem auf die Verbundenheit des Autors mit seinem Geburtsort und einigen seiner Einrichtungen hin. So sei die Marienkirche nicht nur an verschiedenen Stellen seines Werkes erwähnt worden, sondern er habe sich auch im Förderverein für die Kirche und in der Stiftung für die Sonnenuhr engagiert, wie Jeremias berichtet. Von seiner Heimattreue zeuge zudem ein nachgebautes Papierrelief Rostocks aus der Vogelperspektive, wie der Oberbürgermeister bemerkt. "Des Dichters Name und sein Vermächtnis sind ohne die Hanse- und Universitätsstadt gar nicht denkbar", sagt Methling.

Dem Werk des Autors widmen sich vor allem Klaus Eck, der Verleger des Knaus-Verlags, und Jörg Drews, Literaturprofessor. In den Jahren der Untersuchungshaft in Bautzen sieht Klaus Eck einen zentralen Punkt für das universelle Schaffen Kempowskis. In seinen Augen habe er "unendlich viel geschafft" - obwohl "vieles Aufgabe bleibe". So habe der Schriftsteller gewusst, dass er mit dem Projekt ,Echolot' sein Leben über den Tod hinaus verlängern würde. "Das Leben ist ohne Erinnerungsarbeit nicht möglich", zitiert Eck den Autor und fügt einen weiteren Ausspruch Kempowskis hinzu: "Wer Tagebuch schreibt, verdoppelt sein Leben." Mit diesen Zitaten weist er auf ein weiteres Tagebuch des Rostocker Ehrenbürgers hin, das 2008 erscheinen wird.

In Gedichten Hoffnung auf Gott
Jörg Drews betont, dass es Kempowski "gar nicht auf Abrundung und Vollendung angelegt hätte". Ihm sei es wichtiger gewesen, dass es "immer weiter gehe mit dem Werk". Der Autor sah sein unablässiges "Weiter-Arbeiten" auch als eine Form des Getrieben-Seins.

Pfarrerin Gita Leber beendet die Andacht mit einem Vortrag unveröffentlichter Gedichte über die Zeit in Bautzen. "Er spricht in den Gedichten auch viel von der Hoffnung auf Gott."